Thema: Lebenskunst, Philosophisches

Reflexionen über Wesentliches

Claudia am 04. April 2010 — 25 Kommentare

Warum ich kein privates Tagebuch schreibe

Thinkabout hat ein paar interessante Texte rund ums Tagebuch schreiben veröffentlicht. Ich konnte und wollte das nie und weiß nicht mal genau, warum. Langeweile ist das Gefühl, das ich am meisten damit verbinde: warum sollte ich Gedanken in Sätze fassen, um sie dann in der Schublade zu lassen?

Von sich schreiben

Entdeckt hab‘ ich das selbstreflexive Schreiben in Briefen an meinen Yoga-Lehrer, die ich wöchentlich schrieb. Ich berichtete, was ich in den Yoga-Stunden erlebte und was ich zu alledem dachte, was er da so erzählte – bezog also die Lehren (Yoga, ZEN, westliche Philosophie) auf mein alltägliches und nicht-alltägliches Leben und betrachtete es durch die Brille der neuen Erkenntnisse und Erlebnisse. Es war nicht angedacht, dass er brieflich antworten sollte, doch manchmal nahm er in der Stunde einen Gedanken oder eine Frage aus meinen Briefen auf und sagte etwas dazu.
Dieses Schreiben ergänzte die auf „Erleben“ ausgerichteten Yoga-Stunden aufs Beste. Ich erlebte große Inspiration, schrieb ungemein gern diese immer mehrseitigen Briefe und schätzte es sehr, mich dabei in die Themen richtig zu vertiefen, mir selber schreibend Dinge klar zu machen… toll! Weiter → (Warum ich kein privates Tagebuch schreibe)

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Claudia am 23. März 2010 — 5 Kommentare

3Sat: Sinn des Lebens mit philosophischem Kopfkino

Eine Themenwoche zum „Sinn des Lebens“ kann man dieser Tage auf 3Sat genießen: mal Fernsehen auf einem Niveau, dass man es nicht bedauert, dafür zahlen zu müssen. Hintereinander weg folgte ich gestern dem Glücksbringer (Kabaratt), dem Scobel-Gespräch mit dem Philosophen Herbert Schnädelbach und dem Buddhisten Oliver Petersen, bestaunte dann den hitec-Beitrag zur Gehirnforschung („Was ist ICH“?) und versuchte erfolglos, Habermas zu folgen, dessen Gedanken sich als geschriebener Text deutlich besser vermitteln. (Hier eine Übersicht mit allem, was noch in der Mediathek ist).

Philosophisches Kopfkino

Bestandteil der Themenwoche, die heute mit dem Film „Was, wenn der Tod uns scheidet“ fortgesetzt wird, sind auch eine ganze Reihe sehr attraktiver Kurzfilme. Unter dem Label „Philosophisches Kopfkino“ sind Beiträge zu Stichworten wie Existenzialismus, Utopia, Dialektik, Ethik oder auch Idealismus versammelt, denen ich ein längeres Leben auf Youtube wünschen würde!

Der Gemeinschaftskanal von ARD, ZDF, ORF und SF mit seinen vielen informativen Sendungen rund um Kultur und Wissen gehört neben ARTE zu meinen Lieblingssendern. Hier merkt man noch was vom „Bildungsauftrag“ der Öffentlichrechtlichen – kein Wunder, dass ziemlich viel davon „upgeloaded“ wird.

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Claudia am 20. Februar 2010 — 15 Kommentare

Begeisterung und ihre Verknappung im zunehmenden Alter

„Die Vernunft erscheint im Leben zuletzt; je mehr sie erkennt, je reifer sie wird, umso mehr lassen Gefühl und Einbildungskraft nach, jene beiden Kräfte, denen jede nachhaltige Initiative und jede echte Begeisterung entstammt.“ – Francesco de Sanctis, Über die Wissenschaft und das Leben

„Begeisterung ist eine Jugendkrankheit; heilbar durch Reue in kleinen Dosen, verbunden mit äußerlicher Anwendung von Erfahrung.“ – Ambrose Bierce, The Devil’s Dictionary

Diese Zitate fand ich gestern bei wikiquote.org, als ich mal schauen wollte, was so alles zum Thema „Begeisterung“ gesagt wurde. Natürlich stehen dort auch noch andere Sprüche, die mit mehr Begeisterung von der Begeisterung handeln, doch diese beiden entsprechen ziemlich gut meiner aktuellen Stimmung. Weiter → (Begeisterung und ihre Verknappung im zunehmenden Alter)

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Claudia am 16. Februar 2010 — 5 Kommentare

Weniger ist mehr – Erfahrungen mit Fitness-Centern

Im Kommentargespräch zum Artikel „Transfer“ (über die Schwierigkeiten des Wechsels zwischen physischer Welt und „online“) ergab sich ein Thema, dem ich lieber einen eigenen Beitrag gönne. Ottmar schrieb da als Antwort auf eine Bemerkung über „Glamour-Klitzer-Fitness-Studios“:

Glamour-Klitzer ist nicht leicht zu verdauen. Aber das gehört zum Training dazu. Du must mentale Stärke entwickeln und auch unter widrigsten Umständen trainieren. Nimm ein Laufband mit Blick auf eine graue Wand und dann zwei Stunden durchdonner. Das macht stark. Aber Kieser ist auch eine extreme Herausforderung. Dort wird versucht den Spass an der Bewegung, an der Konzentration in krankengymnastische Übungen aufzulösen. Dass es auch ja keinen Spass macht und jeder nur brav zahlt, aber das Studio nicht länger als unbedingt nötig belegt. Ich komm damit nicht zurecht. Ich will auch mal verrückt sein und auch mal extrem. Mit gestutzen Flügeln kann ich nicht abgheben.

Na, was für eine Steilvorlage! :-) Früher hab‘ ich nämlich auch gerne über den Purismus der Kieser-Center gelästert, heute weiß ich, warum der seine Berechtigung hat. Gewiss nicht für alle, aber für solche wie mich, die im Fitness-Center nichts anderes suchen als das, wozu es eigentlich da ist: die körperliche Ertüchtigung, den Kraftgewinn – und das bitte mit möglichst wenig Aufwand. Weiter → (Weniger ist mehr – Erfahrungen mit Fitness-Centern)

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Claudia am 02. November 2009 — 14 Kommentare

Einsam im Web 2.0 ?

Auf seinem Blog X-Town.net schrieb Christian Rentrop einen etwas wehmütigen Artikel über die „Web2.0-Einsamkeit“, den er wie folgt einleitet:

„Twitter, Facebook, Xing, Weblog, Webforen, Skype und E-Mail: ich bin rundum vernetzt, rund um die Uhr, per Laptop, iPhone, immer on, immer greifbar. Alle Freunde, Bekannten, Geschäftskontakte sind nur einen Mausklick entfernt. Und doch fühle ich mich manchmal einsam. Wenn ich Skype öffne, und keiner online ist. Wenn ich in Facebook schaue und zwar genau weiß, was wann wer warum gerade treibt, aber merke, dass dabei niemand an mich gedacht hat. Wenn niemand Blogbeiträge kommentiert. Doch wenn es dunkel wird, kann das Web 2.0 sehr, sehr einsam sein.“
(gefunden via YuccaTreePost)

Ich finde diesen Artikel schon deshalb bemerkenswert, weil hier mal jemand miese Gefühle inmitten all des ansonsten eher in den digitalen Himmel gehypten Web 2.0-Geschwurbels zugibt. Und ich kenne diese Anwandlungen durchaus, auch wenn ich bei weitem nicht so extrem „vernetzt“ und schon gar nicht „allways on“ lebe. Ja, das gab es sogar schon damals, im Web 1.0., als man die Leser-Reaktionen noch per E-Mail erhielt und „händisch“ unter Beiträge auf Magazin-artige Webseiten setzte, die nach Themen und nicht nach Erscheinungstagen geordnet waren.

Ist es nicht ein seltsames Phänomen, dass immer mehr Kontakte auf immer mehr Plattformen zustande kommen, begleitet von vielerlei Formen, Resonanz und Aktivitäten zu unterstützen und transparent zu machen („X hat ein neues Bild eingestellt“) – und dennoch fühlen sich Menschen in diesen Kontexten einsam? Offenbar sogar einsamer bzw. „anders einsam“ als in der alten Internet-losen Welt? Weiter → (Einsam im Web 2.0 ?)

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Claudia am 09. Oktober 2009 — 3 Kommentare

Eine Straße entlang gehen

Der tibetisch-buddhistische Lehrer Sogyal Rinpoche beschreibt seinen spirituellen Weg:

  • Ich gehe die Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich falle hinein. Ich bin verloren…..Ich bin ohne Hoffnung. Es ist nicht meine Schuld. Es dauert endlos wieder herauszukommen.
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich tue so als sähe ich es nicht. Ich falle wieder hinein. Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein. Aber es ist nicht meine Schuld. Immer noch dauert es sehr lange heraus zu kommen.
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich sehe es. Ich falle immer noch hinein….aus Gewohnheit. Meine Augen sind offen. Ich weiß wo ich bin. Es ist meine eigene Schuld. Ich komme sofort wieder heraus.
  • Ich gehe dieselbe Straße entlang. Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig. Ich gehe darum herum.
  • Ich gehe eine andere Straße.

Gefunden auf www.mindfulness-yoga.de.

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Claudia am 06. Oktober 2009 — 5 Kommentare

Arbeit, Muße, Liebe

Grade finde ich aus einem Arbeitstunnel heraus, der mein Leben online und offline mehr als eine Woche sehr verengt hat. Es waren Verwaltungsarbeiten rund um Steuer 2008, deren Ergebnisse rechtzeitig vor Jahresende bei der Steuerberaterin ankommen mussten: gut, dass es ‚rum ist, ich fühl‘ mich schwer erleichtert!

Wenn ich denn wollte und mir mehr Arbeitsverdichtung und Disziplin (= weniger surfen, kommunizieren, im Garten arbeiten) auferlegen würde, könnte ich mehr Geld verdienen, hätte dann aber keine Zeit mehr, es auch zu genießen. Und ich kenne Menschen, die krisenbedingt gerade von Kurzarbeit betroffen sind, dies aber alles andere als unangenehm empfinden: endlich mehr Zeit für alles, was sonst noch Freude macht! (Dass es auch weniger Geld gibt, stört dann nicht, wenn es sich um ein „ordentliches Gehalt“ handelt, das nun halt ein wenig reduziert ist und man nicht auf Kredit gelebt hat). Weiter → (Arbeit, Muße, Liebe)

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Claudia am 21. August 2009 — 9 Kommentare

Gefühle und Bewegung

Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen – das sind die drei Dimensionen, in denen wir hauptsächlich leben, bzw. wahrnehmen, dass wir leben. Dabei unterscheiden sich Gedanken und Körperempfindungen in einem wichtigen Punkt von den Gefühlen: wir können durchaus mal umdenken bzw. etwas anderes denken, können auch auf den Körper in vielfacher Weise einwirken – doch die Welt der Gefühle entzieht sich dem direkten Zugriff, da sind wir dem, was in uns vorgeht, erstmal einfach ausgeliefert.

Ärger, Wut, Glücksgefühle, die „Schmetterlinge im Bauch“ und viele andere Emotionen scheinen uns zuzustoßen, ausgelöst von den Umständen, Ereignissen und vom Verhalten anderer Menschen.  Je nach Temperament und Sozialisierung reagierien wir spontan oder verhaltener, oder tragen sogar durchweg die Maske moderner „Coolness“ – doch was tatsächlich gefühlsmäßig abgeht, das bestimmen wir nicht selbst. Sogar das Strafrecht berücksichtigt die Machtlosigkeit gegenüber den eigenen Gefühlen durch die minder schwere Bestrafung einer „Tat im Affekt“.

Orientierung und Verfallenheit

Dass wir die Gefühle nicht direkt steuern können, ist gut so, denn sie sind es ja, die uns (neben den Körperempfindungen) überhaupt erst eine Navigation im Rahmen der schier unendlichen Eindrücke aus der Umwelt ermöglichen. Buddha beschrieb das Menschenwesen als „Leiden meidend, Freude suchend“: ein natürliches Verhalten, das unsere Welt und Gesellschaft entstehen lässt, doch eben auch seine Nachteile hat, da es uns leicht berechen- und manipulierbar macht. Jedenfalls in dem Rahmen, in dem wir den Gefühlen einfach verfallen und entsprechend agieren. Weiter → (Gefühle und Bewegung)

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