Die Frage kommt mir in den Sinn, während ich alte Blogposts aus dem Jahr 2001 in die aktuelle WordPress-Blogtechnik übertrage. Das Diary ist ja sehr viel älter als WordPress, die ältesten Texte aus den Jahren 1999 bis 2001 stehen noch immer in der alten Machart im Web. Seit Jahren will ich das fertig stellen, aber weil es eine öde, rein technische Arbeit ist, gibt es immer Wichtigeres.
Komme ich dann mal dazu und übertrage ein paar Einträge, überfliege ich natürlich auch die Texte. Tauche ab in Befindlichkeiten und Erlebnisse von damals: 1999 bin ich nach 20 Jahren Berlin nach Gottesgabe in Mecklenburg gezogen.
Nach zwei Jahren Landleben in einem kleinen Dorf nahe Schwerin hat es gereicht und ich zog zurück nach Berlin. Gebloggt hab‘ ich in der Zeit wie eine Wilde, fast jeden 2.Tag. Nicht so viel über Weltgeschehen wie heute, sondern über mich, mein Erleben, meine Befindlichkeiten und die Gedanken darüber. Seelenstriptease würden es manche nennen, ohne Verletzung der Privat- und Intimsphäre meiner Freunde und Lebensgefährten, aber schonungslos offen in Bezug auf eigene Abgründe, Miesepetrigkeiten, Stagnationen und Inspirationen. Viel Lebenskunst, spirituelle Einsichten, Lebensweisheiten waren auch immer wieder mal dabei – irgendwie ist mir das abhanden gekommen.
Warum eigentlich? Was hat sich so verändert, dass ich kaum mehr solche „verinnerten“ Texte schreibe? Sind denn alle Fragen beantwortet, ist jede Suche an ihr Ende gekommen? Bin ich so „abgeklärt“, dass es da einfach nichts mehr zu berichten gibt? Oder hindert mich das so stark veränderte Netz?
Ich weiß es nicht, muss erstmal darüber nachdenken. Das Bloggen übers Weltgeschehen, das ich seit Längerem fast ausschließlich betreibe, scheint jedenfalls nicht so zu befriedigen wie das frühere, sehr viel persönlichere Bloggen. Denn die Einträge sind deutlich seltener, was micht nicht wirklich wundert. Schließlich reicht es oft schon, einen Tweet raus zu hauen. Wenn „alle“ über diesselben drei Aufreger schreiben, muss ich ja nicht auch noch was dazu verlautbaren. So originell sind meine Meinungen nicht.
Es stellt sich mal wieder die Frage nach dem Sinn des Bloggens – nur dieses mal sehr persönlich.
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