Claudia am 21. Mai 2015 — 5 Kommentare

Blog-Design: Überlegungen anlässlich eines sehr persönliches Updates

Nun werkel ich also tatsächlich an einem neuen Design fürs Digital Diary. Obwohl dieses Blog hier – in Besucherzahlen gemessen – nicht etwa mein erfolgreichstes Blog ist (sondern dieses hier und das), merke ich doch, dass dessen Aussehen für mich besonders wichtig ist. Warum?

Etwas Bleibendes inmitten beschleunigter Veränderungen

Das Digital Diary erlebt grade sein 17. Jahr und ist damit mein ältestes noch aktives Webprojekt. Es ist zudem das erste in der später typischen „Blog-Manier“. In den wilden ersten Internet-Jahren (1996 bis 1998) sah nämlich noch jede Webseite anders aus. Klar, die codete ja auch jede/r selbst, noch gab es keine Nutzungsgewohnheiten und Erwartungen an Navigation und Strukturierung.

Vor allem gliederte man Inhalte nach Themen, nicht chronologisch (originales Beispiel v. 1996/97). Weil noch nicht der einzelne Artikel, sondern die „Homepage“ im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, kam eine Startseite dazu, auf der neue (und alte) Inhalte angeteasert wurden. (Noch ein Beispiel aus meinem web-historischen Archiv: HUMAN VOICES, meine allererste derartige Homepage mit einem kaum mehr überblickbaren Sammelsurium an Unterseiten).

– – – Home-Logos 1996 – – –
Home-Logos 1996

1998 entdeckte ich dann das „Bloggen“, das damals noch niemand so nannte. Als ich – mal wieder – mit dem Rauchen aufhörte, schrieb ich drei Monate lang ein begleitendes Webtagebuch bis das Thema wirklich durch war. Dann fehlte mir plötzlich ‚was… also startete ich das „Digital Diary“ und meldete meinen Namen als Domain an. Nicht etwa den Blognamen. Weiter → (Blog-Design: Überlegungen anlässlich eines sehr persönliches Updates)

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Claudia am 16. Mai 2015 — 2 Kommentare

Faule Griechen? Dann schaltet doch mal die Klima-Anlagen ab!

Kürzlich hatte ich Besuch von einer Freundin, die früher gerne in Griechenland Urlaub machte. Heute meidet sie das Land: „Ich fürchte, es ist nicht mehr ‚mein Griechenland“, sagt sie. Und meint damit ein eher gemütliches Land mit fröhlichen Menschen, die gerne gut essen, tanzen und Gott einen guten Mann sein lassen. Wo ein Handschlag genügt und 50 Seiten Kleingedrucktes ersetzt, wo die Natur den Tagesrythmus bestimmt und die mehrstündige Siesta heilig ist. Wo die Hitze einfach zu groß ist, um irgendwelche Bäume auszureissen und man gerne im Liegestuhl verweilt, umgeben vom Duft mediterraner Wildkräuter, beschallt vom hypnotischen Sound der Grillen und Zikaden. Wo zwischen Schlaf, Traum und Wachheit mythische Wesenheiten wie Gott Pan auf einmal keine bloßen Hirngespinste mehr sind, sondern Gestalt gewordene Naturkräfte, denen der Mensch mit einiger Demut begegnet. Weiter → (Faule Griechen? Dann schaltet doch mal die Klima-Anlagen ab!)

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Claudia am 01. Mai 2015 —

Zum 1.Mai: Schluss mit „Hard Working“!

Dass der Utopieverlust nicht nur in der Netzkommunikation zu einer „giftigen Endzeitstimmung“ führt, war Thema des letzten Artikels. An eine dieser verlorenen Utopien kann ich mich gut erinnern, nämlich an die Hoffnung, Maschinen würden die Menschen von der Not-wendigen Arbeit befreien. Man hätte endlich genug Zeit für Hobbys und kreatives Tun, mehr Zeit für Freunde und Familie, Zeit zur Besinnung, zur Kontemplation – und nach Belieben natürlich auch Zeit fürs freiwillige Mitwirken an der Mehrung des Allgemeinwohls, ganz ohne Zwang und Stress.

Und ja, Maschinen haben uns weitgehend von körperlicher Arbeit befreit, doch sitzen wir jetzt eben mehrheitlich vor Bildschirmen und leisten „geistige Arbeit“. Auch sie schickt sich an, zu verschwinden: wird wegrationalisiert durch die IT- und Internet-Revolution, ausgelagert in Billiglohn-Länder, bis auch dort Programme und Maschinen die Menschen ersetzen.

Die Gruppe Krisis um den Philosophen Robert Kurz bemerkte dazu in ihrem »Manifest gegen Arbeit« (1999): »Erstmals übersteigt das Tempo der Prozess-Innovation das Tempo der Produkt-Innovation. Erstmals wird mehr Arbeit wegrationalisiert als durch Ausdehnung der Märkte reabsorbiert werden kann. In logischer Fortsetzung der Rationalisierung ersetzt elektronische Robotik menschliche Energie oder die neuen Kommunikationstechnologien machen Arbeit überflüssig. Ganze Sektoren und Ebenen der Konstruktion, der Produktion, des Marketings, der Lagerhaltung, des Vertriebs und selbst des Managements brechen weg. Erstmals setzt der Arbeitsgötze sich unfreiwillig selber auf dauerhafte Hungerration. Damit führt er seinen eigenen Tod herbei. […] Der Verkauf der Ware Arbeitskraft wird im 21. Jahrhundert genauso aussichtsreich sein wie im 20. Jahrhundert der Verkauf von Postkutschen.«
(aus: Automatisch arbeitslos)

Fetisch Arbeit

Anstatt nun eine Gesellschaft mit nur noch wenig notwendiger menschlicher Arbeit als Erfolg zu begreifen, den es zum Wohle aller zu organisieren gilt, wurde Arbeit zum regelrechten Fetisch, der fraglos angebetet wird. Kaum eine Rede eines amerikanischen Politikers kommt ohne Beschwörung des „Hard Working“ aus und hierzulande wiederkäute gar ein Sozialdemokrat wie Müntefering anlässlich der Agenda 2010 allen Ernstes den Paulus-Spruch „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, den auch Hitler gerne zitierte – und zwar so:

Wer nicht arbeitet, soll nicht essen. Und wer nicht um sein Leben kämpft, soll nicht auf dieser Erde leben. Nur dem Starken, dem Fleißigen und dem Mutigen gebührt ein Sitz hienieden.“ (Mein Kampf, 1925)

Wenn man das immer wieder durch die Medien schwappende Gehetze gegen Hartz4-Bezieher („soziale Hängematte“) betrachtet, muss man fast zum Schluss kommen, dass sich in dieser Bewertung nicht allzu viel geändert hat. „Arbeitsplätze“ sind jederzeit wohlfeile Argumente, um die Verdreckung und Vergiftung der Umwelt, das Quälen von Tieren, das Ausbeuten letzter Ressourcen wider besseres Wissen und viele Schrecklichkeiten mehr zu rechtfertigen. Obwohl die Arbeit weniger wird, sind wir mehr und mehr eine Leistungsgesellschaft, die den BurnOut in der 70-Stunden-Woche als weit ehrenvoller erachtet als das Streben nach einer auskömmlichen Teilzeitarbeit.

Warum nur? Schon 1880 diagnostizierte Paul Lafargue, der Schwiegersohn von Karl Marx die Vergötzung der Arbeit als eine Art Geisteskrankheit:

„Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht, eine Sucht, die das in der modernen Gesellschaft herrschende Einzel- und Massenelend zur Folge hat. Es ist dies die Liebe zur Arbeit, die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen und ihrer Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht. Und statt gegen diese geistige Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die Arbeit heiliggesprochen.“

Ja warum wohl? Ganz einfach: Damit auch schlecht oder gar nicht (Generation Praktikum!) bezahlte Arbeit unter unangenehmsten Rahmenbedingungen noch als Glücksfall und Geschenk wahrgenommen wird, MUSS der Status „arbeitslos“ so unerträglich wie möglich gemacht werden. Schikanen, Rechtsverstöße, Demütigungen, sinnlose „Maßnahmen“ durch die Jobcenter sind vielfach belegt und treiben viele in Depression und Verzweiflung. Wer aber all das an sich abtropfen lässt, vielleicht im erlaubten Rahmen ein paar wenige Euro dazu verdient und damit zufrieden ist, gilt der Gesellschaft als Schädling und Schuft. Und das, obwohl gerade diese Menschen den wenigsten Schaden anrichten, denn ihr ökologischer Fußabdruck ist in aller Regel kleiner als der aller anderen.

Die Demokratie konnte in Griechenland nur deshalb erfunden werden, weil die Bürger nicht gearbeitet haben, sondern Zeit hatten, sich auf der AGORA zu treffen und Politik zu diskutieren. Die Arbeit galt als eines freien Menschen unwürdig, sie war den Sklaven vorbehalten.

Heute hätten wir die Maschinen und Programme als Sklaven, lassen uns aber lieber von der Wirtschaft beherrschen und malochen wie die Irren – dankbar, noch einen Arbeitsplatz oder eine halbwegs tragfähige „Marktnische“ gefunden zu haben. Man wählt Parteien, die den Status Quo als „alternativlos“ ansehen, willfährige Büttel der globalen Big Player und ihrer Lobbyisten, die uns auch noch mit TTIP, der Machtergreifung des totalen Markts, beglücken wollen. Und wir hängen an einem Lebensstandard, den die Erde hochgerechnet auf alle niemals tragen wird – nach uns die Sintflut!

Nun ja, es ist, wie es ist: Allen einen schönen 1.Mai.

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Auch zum Thema:

Sinn der Arbeit: Ich arbeite, also bin ich – Patrick Spät;

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Claudia am 29. April 2015 — 23 Kommentare

Giftige Endzeitstimmung – zur Debattenkultur im Netz

Im Artikel „Fuck off, wenn Du nicht meiner Meinung bist“ beklagt Don Dahlmann, dass „all das Geifern, Toben, Ausschließen, Ausgrenzen und Galle spucken zu einer Art Normalität im Netz geworden ist, eine Krankheit, die langsam aber sicher ins analoge Leben übergreift.“
Die folgende Diskussion darüber beschränkt sich weitgehend auf Phänomene der Internet-Kommunikation, doch greift das für mein Empfinden zu kurz.

Hass
Mein Kommentar dazu:

Nicht nur die “Debattenkultur” im Netz ist so intolerant und aggressiv, auch in der großen Politik stehen die Zeichen auf Sturm. Ein neuer – für uns noch kalter – Krieg mit recht gefährlichen militärischen Provokationen ist auf einmal wieder drin, die Griechenland/Euro-Krise erscheint unlösbar, die weltweite Verschuldungs/Finanzkrise ebenfalls – die Gefahren von daher sind nicht etwa weniger, sondern mehr geworden. Dass unser Noch-Wohlstand auf dem Rücken der Südstaaten und der gnadenlosen Ausbeutung von Ressourcen weltweit basiert, kann kaum mehr jemand verdrängen – und doch müssen wir faktisch ein “weiter so” präferieren, denn was würde aus diesem ganzen Wirtschaftssystem ohne Wachstum? Von Umwelt & Klima fang ich gar nicht erst an…

Was das alles mit der Debattenkultur zu tun hat? Ich denke, es ist untergründig hoch wirksam, dass es keine Utopien mehr gibt, keine Vorstellungen, wie all diese Probleme zu lösen und die Welt in eine friedlichere und gerechtere transformiert werden könnte. Deshalb ist sich jeder zunehmend selbst der Nächste, man sucht nach Ablenkung in der Unterhaltung, man kreist um den Konsum, der mittlerweile alle Lebensbereiche durchdringt – und surft herum auf der Suche nach Erregungszuständen, die durch noch halbwegs überschaubare Ereignisse vermittelt werden. Ein insgesamt düsteres, Zukunft nurmehr als Verschlechterung fürchtendes kollektives (Unter-)Bewusstsein ergibt dann eine entsprechend fürchterliche Art des Umgangs miteinander:

Wenigstens die Homöopathen, die “Femi- und Masku-Trolls”, die Impfgegner und viele andere Gruppen und Personen mit unliebsamen Meinungen oder individuellem Fehlverhalten kann man noch gradlinig und ohne Ambivalenzen hassen und bashen. Gern auch gleich alle Politiker, die gesamte Presse, alle MultiKulti-Freunde, Gutmenschen und “Wirtschaftsflüchtlinge”, das ganze Gesocks in der sozialen Hängematte sowieso und natürlich die bösen geheimen Mächte, die hinter allem stehen und die Fäden ziehen, wenn sie nicht grad Chemtrails auf uns herab regnen lassen.

Friedliches Geplauder im Netz? Ist ja so 20.Jahrhundert…

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Siehe dazu auch:

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Claudia am 23. April 2015 — 8 Kommentare

Feuer-Luft-Typen: Ihr Weg in den Burnout

Sie arbeitet viel, viel zu viel, und das schon lange. Doch die Arbeit macht ihr Freude: In ihrer Position hat sie großen Gestaltungsspielraum, kann eigene Ideen umsetzen, weitgehend selbständig arbeiten. Aber es ist ZUVIEL, der tägliche Stress hinterlässt Spuren, sie spürt es körperlich, auf vielerlei Weise. Und sie weiß: das geht nicht ewig so! Eigentlich schon gar nicht mehr…

So kommt es dazu, dass sie sich tatsächlich darum bemüht, Arbeit wegzudelegieren oder auf andere Weise abzubauen. Wenn sie dann ein Projekt abgeben oder eine Mitarbeiterin gewinnen konnte, sich also – endlich! – ein wenig entlastet fühlt von der vielen Arbeit, die die Umsetzung ihrer Ideen regelmäßig mit sich bringt – ja, was macht sie dann?

Man sollte denken, sie würde nun – endlich mal! – ein wenig mehr Zeit abseits von Plänen und Zielen verbringen, die Stunden der Muße genießen, entspannen, spazieren gehen, lesen, einfach nichts tun. Aber weit gefehlt! Sobald der Stresslevel nicht mehr grenzwertig ist, sich also ein gewisser Gestaltungsspielraum auftut, kommt ihr (mindestens) eine neue Idee! Eine richtig gute Idee für ein tolles Projekt, das die Welt dringend braucht, eine begeisternde Idee! Ein Gedanke jagt den anderen, die Ideen-Maschine geht in hoher Geschwindigkeit ins Konzeptionieren und Planen über: wow, da gibt es ja so viele Möglichkeiten, was man da alles machen könnte…

Feuer, Luft

Schon wenig später hat sie die ersten Schritte unternommen, ihre Begeisterung macht es leicht, steckt auch Andere an. Widerstände bei den Kräften des Beharrens überwindet sie leichtfüßig – wer will sich schon damit hervortun, eine richtig gute Sache auszubremsen? Das Projekt nimmt Gestalt an, wächst und gedeiht, wird bewundert und belobigt, ist ein voller Erfolg. Und soll nun „auf Dauer gestellt“, weiter geführt werden, na klar! Aber von wem? Von ihr natürlich, es ist ja ihr Projekt, ihr Baby, nur sie hat den vollen Überblick, die Erfahrung, die Kontakte.

Und ein neues Arbeitsfeld an der Backe, zusätzlich zu allem, was sowieso weiter läuft.

Das ist der Weg in den Burnout, den speziell „Feuer-Luft-Typen“ (im Sinne der alten Elemente-Lehre antreten). Menschen mit Ideen, kreativ und engagiert in der Umsetzung, begeisterungfähig und mit ihren jeweiligen Vorhaben voll identifiziert. Geht es dann aber darum, aus dem Erfolg Routine zu machen, bzw. diese Routine selbst weiter „abzuarbeiten“, erlischt die Begeisterung wie das Feuer, dem der Brennstoff ausgeht. Die Ideenmaschine (Geist, das luftige Element) will sich längst an etwas Neuem versuchen und darf nicht – ein unbefriedigender Zustand, auf Dauer nicht aushaltbar. Lieber etwas Neues ZUSÄTZLICH als ewig nurmehr diese Routine!

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Claudia am 09. April 2015 — 5 Kommentare

Über Hass und Unmenschlichkeit im Netz

So alt ist der Artikel von Sascha Lobo auf SPON ja noch nicht, sondern von gestern, 16.45 Uhr – und doch ist er aus RIVVA schon wieder rausgefallen! Trotz der verschiedenen Reaktionen auf Blogs, die ich gerne noch weiter „verfolgen“ würde. Da mir diese Übersicht jetzt fehlt, versuche ich, die Beiträge wieder zu finden und hier zu listen:

Sollte sich noch mehr zum Thema finden, verlinke ich das gerne (sofern es kein Hass-Pamphlet ist).

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Claudia am 06. April 2015 — 15 Kommentare

Noch Handschrift lernen?

Der folgende Tweet wurde 226 mal retweetet und 428 mal „gefavt“. Heißt: Ziemlich viele stimmen zu:

„Schüler schreiben immer schlechter mit der Hand. Außerdem können nur noch wenige nen Kutschen-Wagen fahren oder mit 2 Steinen Feuer machen.“
Boris T. Kaiser (@DerBrainfucker)

Was meint Ihr? Ist der Verlust der Handschrift hinnehmbar, gar eine lange fällige Modernisierung im Kontext gewandelter Mediennutzung? Oder ein weiterer Schritt in die totale Abhängigkeit von technischem Gerät?

Meine eigene Handschrift kann ich schon lange kaum mehr lesen. Klar, ich schreibe ja fast nie mit der Hand. Höchstens mal ein paar Worte auf Zettel oder Flipboard.

Dennoch ist mir bei der Aussicht unwohl, Menschen könnten sich im Notfall nicht mehr über physische Zettel verständigen. Weil sie nur noch Buchstaben eintippen, aber nicht mehr selber schreiben können.

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Claudia am 05. April 2015 — 3 Kommentare

Ostern, Eier, Hasen, Frühling

Um die Jahrtausendwende hatte ich Berlin für zwei Jahre verlassen. Bzw. eigentlich „für immer“, ich wusste ja noch nicht, dass mir das Leben auf dem Land schon bald ziemlich langweilig werden würde. Im „Schloss Gottesgabe“, einem modernisierten Gutshaus in Mecklenburg, aus dem man schöne Mietwohnungen gemacht hatte, genoss ich es erstmal sehr, vom Computer weg und raus auf die große Schlosswiese treten zu können, umgeben von großen alten Bäumen. Ein Garten, Hühner, das Wäldchen, noch eine Wiese, verfallende Schweineställe, dahinter endlose Weiten, riesige Äcker, der weite Horizont.

Hühner

Rund um Ostern lief ich mal durch so eine naturbelassene Wiese. Zum Glück schaute ich nach unten, um zu sehen, was schon blühte – das bewahrte mich davor, ein Vogelnest mit mehreren Eiern zu zertreten. Bodenbrüter, vielleicht eine Feldlerche? Als ich weiter ging, sprang vor mir ein Hase auf und machte sich eilig davon. Ein richtiger Hase mit langen Ohren, kein Kaninchen, wie man sie auch in Berliner Grünanlagen und Friedhöfen gelegentlich trifft.

AHA! Plötzlich war mir unmittelbar klar, woher das rituelle Befeiern von Eiern und Hasen zu Ostern kommt. Die Eier durfte man um diese Zeit grade noch sammeln, denn die Vögel würden dann neue legen. Und Hasen wurden beim Sammeln eben aufgestört. Für Kinder mochte es so aussehen, als gehörten die Eier zu den Hasen. Vielleicht wurden die Hasen aber auch willkommener Braten nach der Fastenzeit – historisch die Zeit, wenn die Wintervorräte zu Ende gingen und man die Vorräte strecken musste, um bis zur ersten Ernte auszukommen. (Geniale Idee eigentlich, diese Not zu freiwilligem, spirituell begründeten Fasten umzudeuten.)

Ich wünsche Euch frohe Ostern!

Lust auf umgekehrte Eier?

Außen gelb, innen weiß – Japaner revolutioniert das Frühstücksei

Einen lieben Ostergruß auch an Menachem, der als Einziger aus meiner Blogroll was zu Ostern geschrieben hat.

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