Claudia am 02. April 2015 — 20 Kommentare

10 Minuten staatliches Mega-Unrecht – äußerst unterhaltsam vorgetragen

Qualitätsjournalismus findet immerhin noch statt: im Kabarett. Schaut Euch mal diesen, nur 10-minütigen Ausschnitt aus der Sendung „Die Anstalt“ an! Ihr werdet Euch garantiert nicht langweilen, zudem bringt dieser Ausschnitt eine Info-Dichte mit, die man sich sonst zum Thema mühsam zusammen klauben müsste – ab Minute 40:40.

anstalt

Wie Politiker es fertig bringen, dieses Unrecht nicht anzuerkennen, sondern sich weiterhin auf „ist doch juristisch erledigt“ zurück zu ziehen, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Wer noch nicht „politikverdrossen“ ist, kann es spätestens bei diesem Thema werden!

Wie kann man das alles nur so stehen lassen? Wie abgebrüht muss man sein, wie überheblich und ignorant gegenüber jeglichem Gerechtigkeitsempfinden, um sich hierbei auf juristische Tricksereien zurück zu ziehen? Sie trauen sich, sich mieser zu verhalten als einst die Nazis (siehe Video!) und finden gar nichts dabei. Sie zählen offenbar darauf, dass die Bevölkerung die Dinge genauso sieht, dafür hat schließlich das von oben voran getriebene Griechenland-Bashing ausgiebigst gesorgt.

Angeblich sind wir ja ein Rechtsstaat. Unser Recht kennt immerhin den Begriff der Sittenwidrigkeit, wobei die „gute Sitte“ definiert ist als dem „Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden“ entsprechend. Wie sich der deutsche Staat in dieser Sache verhält, empfinde ich als extrem sittenwidrig – aber anscheinend ist das rechtens. Zum Kotzen!

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Claudia am 28. März 2015 — 5 Kommentare

Die Suche nach den Schuldigen: Hier habt Ihr sie!

Der Copilot, der den Airbus an der Bergwand zerschellen ließ, ist ja nun tot. Er kann nicht mehr bestraft werden, also sucht man krampfhaft nach weiteren Schuldigen. Was sich da abspielt, empfinde ich als kollektives Rachebedürnis: Irgend jemand muss doch verantwortlich sein für das Schreckliche, schier Unfassbare – und den bzw. die will man auch „hängen“ sehen.

Und so scannt der mediale Radar alle und alles, was in Betracht kommt, potenziell Mitschuld zu tragen. Als da sind:

  • Natürlich zuerst das persönliche Umfeld – ärgerlich, dass man da (noch?) nicht richtig rankommt (Beziehungsprobleme? Leichen im Keller?)
  • Der Arbeitgeber – hätte Germanwings nicht aufgrund des „SIC“ in der Personalakte reagieren müssen?
  • Die USA mit ihrem Anti-Terror-Sicherheitswahn, die uns dieses Türverriegelungs-Regime aufgewungen haben.
  • Die Regierung und die Luftfahrtbehörden, weil sie die 2-Personen-Regel von den USA nicht mit übernommen haben.
  • Die Ärzte, die den Täter krank geschrieben haben, aber nichts taten, um ihn vorm Fliegen abzuhalten.
  • Die Kollegen, die ihn als „Tomaten-Andi“ verspotteten und so gewiss zu seinen psychischen Problemen beitrugen.
  • Die Billigfliegerei – klar, dass da ein Druck herrscht, der jeden geneigt macht, sich in den Abgrund zu stürzen.
  • Der Islam (jetzt wirds verschwörungstheoretisch)… „unabhängige Wahrheitsblogs“ meinen, der Copilot sei vermutlich Konvertit gewesen.
  • Alle Airlines, weil sie wissen, dass technisch bedingt „giftige Luft“ in die Cockpits geleitet wird, sie aber nichts dagegen unternehmen.
  • Airbus – auch die müssen fürchten, dass die Wahrheit ans Licht kommt!
  • Hacker, die von außen die Kontrolle über die Bordelektronik übernommen haben…
  • Kampfjets: hey, da wurden fünf Kampfjets in der Nähe gesichtet – ist das nicht SEHR verdächtig? Wird da was vertuscht?
  • Die Banken, wer sonst? („Würde mich nicht wundern, wenn auf der Passagierliste Personen stehen, die den Bankstern im Wege stehen“).
  • Angela Merkel – die ist IMMER schuld!

Ich verzichte mal auf Verlinkungen. Was alle Vermutungen – die noch halbwegs nahe liegenden als auch die abstrusen – gemeinsam haben: Die Unfähigkeit, das Geschehen als das hinzunehmen, was es ist: eine menschliche Katastrophe, die 150 Menschen das Leben gekostet hat. Nicht nur Piloten haben in ihrer Berufsausübung Macht über Leben und Tod, auch Bahnfahrer, Busfahrer, Schiffskapitäne und viele andere. Wenn man dazu noch bedenkt, welche Schäden die Betreiber unserer technischen Infrastruktur anrichten könnten, wenn sie wollten, müsste man glatt in Panik geraten angesichts der ständig drohenden Gefahren.

Jeder könnte depressiv sein oder unter einer Psychose leiden, dies aber gekonnt verbergen. Auch psychologische Tests können dies nicht mit Sicherheit feststellen, wenn es ein Proband darauf anlegt (wofür es ja Gründe gibt, wenn die Berufsausübung am Ergebnis hängt).

Menschen sind letztlich unberechenbar, das Leben ist und bleibt gefährdet und unsicher.
Nehmen wir das doch einfach mal hin! Der tröstliche Hölderlin-Spruch „in der Gefahr wächst das Rettende auch“ gilt nämlich auch umgekehrt „Mitten im Rettenden wächst auch die Gefahr“ – siehe Cockpit-Türsicherung.
Je mehr wir sichern, desto mehr gefährden wir auf andere, neue Art.

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Claudia am 27. März 2015 — 4 Kommentare

Angst vorm Fliegen und der Wunsch, zu wissen

Als bekannt wurde, dass der Copilot des A320 den Absturz willentlich verursacht hat, war die erste Reaktion meines Flugangst-Ichs: Erleichterung! Hätte es nämlich an der Technik gelegen, an Sparmaßnahmen im Billigflieger oder am Fehlverhalten des Piloten in einem allzu automatischen Flugzeugtyp, wäre das eine Bestätigung und Verstärkung der Flugangst gewesen. Eine Angst, die ich weitgehend überwunden hatte, der Urlaubsflug nach Malaga vor zwei Wochen war zu meiner Freude weitgehend angstfrei. Nur in den Momenten, wenn man beim Starten und Sinken den stärksten Schub spürt, wurde ich an sie erinnert, konnte mich aber mit dem Mantra beruhigen:

WANN ist denn jemals eine Maschine in Europa auf dem Weg nach Spanien oder zurück abgestürzt? Noch nie!

Angst vorm Fliegen sei irrational, heißt es (gibt es denn eine rationale Angst?). Und auch bei dieser Katastrophe wurde fortwährend versichert, dass das Fliegen die sicherste Form der Fortbewegung sei, statistisch gesehen. Dass die Chancen, bei Unfällen umzukommen, beim Fliegen mit Abstand größer ist als bei anderen Verkehrsmitteln, behaupte ich jetzt einfach mal, ohne nach Belegen zu recherchieren. Insofern ist die Angst berechtigt, denn wer kann denn sicher sein, nicht den „unwahrscheinlichen Fall“ zu erleben, der statistisch zwar höchst selten ist, aber doch vorkommt? Weiter → (Angst vorm Fliegen und der Wunsch, zu wissen)

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Claudia am 22. März 2015 — 3 Kommentare

Digital Diary: künftig zwei neue Themenbereiche

Ziemlich viele Ideen für Artikel erblicken das Licht der Welt niemals, weil ich erst Tage später zur Umsetzung käme und dann dank des laufenden Info-Stroms schon wieder vergessen habe, was letzte Woche so ungemein interessant erschien. Ein Teil dieser Themen gelangt auch nicht ins Diary, weil sie nicht zu passen scheinen – und dem will ich jetzt mit zwei neuen „Kategorien“ abhelfen. Vorerst haben die erst Arbeitstitel, wem prägnante Bezeichnungen einfallen, möge das in die Kommentare schreiben!

1. Ehrliche Werbung, die aus dem Herzen kommt

Nicht oft, aber manchmal fallen mir Waren oder Dienstleistungen auf, die durch herausragende Qualität überzeugen. Nicht weil ich sie „im Auftrag getestet“ oder auf andere Art einen Vorteil fürs Rezensieren erlangt hätte, sondern aus eigener Alltagserfahrung. Ich staune dann, dass es so etwas in der allgemeinen Servicewüste bzw. in einer Welt der „geplanten Obszoleszenz“ überhaupt noch gibt und denke mir: darüber sollte ich eigentlich mal bloggen, das gehört gerühmt, bekannt gemacht, belohnt!
Nun bedeutet so ein Diary-Artikel immer auch Aufwand und wenn ich derlei blogge, hätten die jeweiligen Unternehmen und vielleicht ein paar neue Kunden einen Vorteil davon, ich aber nur die Arbeit. Gefällt mir NICHT. Andrerseits würde die Glaubwürdigkeit leiden, wenn ich die jeweiligen ansprechen und ein Honorar vereinbaren würde, selbst dann, wenn „Advertorial“ o.ä. drüber stünde. Weiter → (Digital Diary: künftig zwei neue Themenbereiche)

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Claudia am 19. März 2015 — 20 Kommentare

Die Varoufakis-Stinkefinger-Story: #Fingerfake by Böhmermann – und mein Medienfrust

Weil ich hier das tolle V vor Varoufakis-Video gezeigt habe, darf natürlich auch die Auflösung (?) nicht fehlen, die wahrlich SPEKTAKULÄR ist.

„Lieber Günther Jauch, liebe ARD, liebe Bildzeitungsredaktion: Sie müssen jetzt ganz stark sein. Am besten Sie nehmen sich mal einen Stuhl…..“

Großartig! Ihr müsst es Euch wirklich ANSEHEN – auch um mal im Detail vorgeführt zu bekommen, wie so ein total echt wirkender Fake produziert werden kann (bzw. könnte). Irgendwelchen Videos, die als „Beweis“ für irgendwas vorgezeigt werden, sollte niemand mehr „einfach so“ glauben! Spätestens jetzt nicht mehr. (Gilt übrigens auch für dieses Video ! Könnte ja auch „nur Satire“ sein… Ein gelungener #varoufakefake!)

Böhmermann mochte ich bisher nicht, aber mit diesen beiden Videos hat er mich als Fan gewonnen! Die ganze Aktion ist ein kleines Trostpflaster auf den Mega-Frust und Ärger, den ich empfinde angesichts der ständig mehr werdenen Schandtaten der Geifer-Presse, die nicht mehr informieren, sondern nur noch Ressentiments erzeugen, nutzen und verstärken will. Weiter → (Die Varoufakis-Stinkefinger-Story: #Fingerfake by Böhmermann – und mein Medienfrust)

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Claudia am 14. März 2015 — 4 Kommentare

Liste Netzliteratur: ein Mailstrom wird Buch

Endlich komme ich dazu, das Buch zur Liste Netzliteratur vorzustellen, das mir Günther Botek dankenswerterweise zugeschickt hat. „Acht Monate virtuelles Leben“ hat er eingefangen, gefühlte 1000 Gespräche und Themen hintereinander weg zu einem gedruckten Buch zusammen gefasst:

The Irony Machine.

Buchcover

Hier der Klappentext:

Das vorliegende Buch ist die fast vollständige Sammlung der vom Autor geschriebenen Mails in der Mailingliste Netzliteratur im Zeitraum von acht Monaten (1999/2000). Sprache ist in einer Mailingliste das Wichtigste. Literatur ist (und bleibt wahrscheinlich) die wichtigste Kulturform – egal wo und wie sie produziert, präsentiert und konsumiert wird. Literatur kann fast alles beschreiben. Der Kick bei einer Mailingliste ist, dass mehrere Autoren gleichzeitig/parallel schreiben. Da plant keiner etwas und trotzdem entsteht „etwas“ live. Herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Mail-/Text-Sammlung, in der es nicht nur um Netzliteratur in Theorie und Praxis geht, sondern auch um das alltägliche virtuelle Leben mit dem Internet und vor allem um zeitlose philosophische Fragen und Antworten. Weiter → (Liste Netzliteratur: ein Mailstrom wird Buch)

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Claudia am 09. März 2015 — 7 Kommentare

Malaga, Granada, Cordoba und zurück

Großartig Urlaub mach‘ ich fast nie. Wer einen Garten hat, baut vermutlich nicht so ein Bedürfnis nach „Natur“ auf wie reine Wohnungsbewohner. Und doch war ich froh, mich mal wieder zu einer 10-Tage-Reise aufgerafft zu haben, zusammen mit dem Liebsten nach Andalusien. Dort war ich noch nie gewesen. Es galt in meinen Jugendjahren als oberspießig, dahin zu reisen, wohin die Touristenmassen strömen.

Touristen

Südspanien kam damals nicht in Betracht, allenfalls Katalonien. Insterburg & Co. sangen über Benidorm, das „Sankt Zement“ der 70ger-Jahre („die Spantax in den Himmel stieß und brachte Rentner forto“), der ganze Flamenco-, Stierkampf- und Paella-Hype war uns ein Graus und kein Bedürfnis. Weiter → (Malaga, Granada, Cordoba und zurück)

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