Claudia am 06. Juni 2014 — 8 Kommentare

Geiler Content

In Amsterdam sammeln Schaufensterpuppen Geld für Obdachlose. Spanien muss vakante Königsstelle EU-weit ausschreiben, meldet der Postillon. Focus online klaut der BILD die kostenpflichtigen Plus-Themen, die BILD-Macher sind echt sauer. Ein Fotoprojekt zeigt „die Schönheit der Verbrannten“, das Berliner Mahnmal zerbröckelt, aber wer dieser Katze beim Schlafen zuschaut, den ficht das alles nicht an.

Es wird heiß an diesem Pfingswochenende, SEHR heiß. Koalas umarmen Bäume zur Kühlung, guter Tipp! Wer nicht lügt, kann nicht fliegen, aber vielleicht noch das Rätsel lösen, weshalb an burgenländischen Motorrädern das Reifenprofil links mehr abgefahren ist als rechts. (Was tut man nicht alles für mehr Interaktion unter Bloggern!) Immerhin ist das Lesen von Online-Artikeln kein Urheberrechtsverstoß, danke EuGH!

Schon vom Massenfischsterben gehört? Macht nichts, du kannst immerhin den Bienen helfen, die haben es auch nicht leicht!

„Puh, so scheiß viele Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Das muss alles raus. Aber eins nach dem anderen… „ Ist das jetzt eine Drohung?

„Ja, wir alle müssen in Zukunft ‚geilen Content‘ entwickeln. Am besten einen, ‚der direkt ins Hirn knallt‘, wie es Karl Kratz ausdrückt. Denn ohne geilen Content liest und sieht uns niemand mehr“, meint Mirko Lange und ruft zur Blogparade „geiler Content – aber wie geht das?“ auf.

Ich weiß es nicht, schreibe aber trotzdem.

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Claudia am 03. Juni 2014 — 4 Kommentare

Sich selbst ermutigen, anderen Mut machen – wie geht das?

Johannes vom Jazzlouge-Blog ruft zur Mutmachparade auf. Er möchte diesen Zeiten, „die von Aussitzerei und frucht- wie endlosen Diskursen geprägt sind, aber zupackendes Handeln zur Ausnahmeerscheinung verkommen lassen“ etwas Positives entgegen setzen und fragt:

„Wie sprecht ihr euch selbst Mut zu, wie ermutigt ihr andere? Was sind Erlebnisse, in denen ihr euch ein Herz gefasst habt und eigene Grenzen überwunden oder anderen bei der Überwindung ihrer Grenzen geholfen habt? Wie weit seid ihr dabei gegangen und wie ist es euch damit ergangen?“

Spontan hatte ich einen Beitrag zugesagt, doch immer wenn ich darüber nachdachte, was mein Thema sein könnte, schreckte ich zurück. Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, wenn es darum gehen soll, eigenes Handeln zu rühmen, es gar als „mutig“ zu bezeichnen. Selbstkritik wäre ja so viel einfacher!

Dabei hat es durchaus „mutige Momente“ in meinem Leben gegeben. Ein Haus besetzt, auf den Balkon getreten und das Transparent ausgerollt, während die Mannschaftswagen mit Polizisten in „Kampfmontur“ eintrafen. Das Jura-Studium „mit allen Scheinen“ abgebrochen und nach Berlin gezogen, ohne Plan. Vor 500 Leuten eine Rede gehalten, obwohl ich noch aufs mündliche Abi aus Prüfungsangst verzichtet hatte. Eine gute Stelle im quasi-öffentlichen Dienst aufgegeben, als ich Mitte der 90ger Internet entdeckt hatte und mir nichts wichtiger war als dieses „Neuland“ zu erkunden.

Genug!!!!!!!!!! Noch immer empfinde ich eine unzeitgemäße Scham, wenn ich derlei Highlights eines selbst bestimmten Lebens erwähne. Aber egal, es soll ja um das „wie“ gehen und nicht ums „was“: Wie hab‘ ich mir also Mut gemacht, wenn es denn sein musste?
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Claudia am 26. Mai 2014 — 5 Kommentare

Offene Weite – die Tempelhofer Freiheit bleibt unbebaut!!!

Ich freue mich riesig, dass die Berliner/innen mit großer Mehrheit gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes gestimmt haben! Damit sind alle Senatspläne vom Tisch: kein hässlicher weißer Bibliothekskasten („Wowereit-Gedenkbibliothek“), keine neuen Stadtviertel am Rand, wobei nur 9% „bezahlbare Wohnungen“ entstehen sollten. Klein Flächengeschachere mit Investoren, keine riesigen Gewerbebereiche – sondern einfach nur offene Weite in der Größe des Fürstentums Monaco – mitten in der Stadt!

tempelhofer-feld

Das Feld wird lange schon vielfältig genutzt, Urban Gardening, Grillen, Wandern, sporteln, feiern – und für die Natur bleiben gewisse Bereiche immer abgesperrt, damit dort Bodenbrüter und andere Tiere Ruhe finden.

Das windstille Auge inmitten des Orkans ist Stadtgestalt geworden. Sowas geht nur in Berlin!

***

  • Volksentscheid der Initiative 100% Tempelhof erfolgreich – RBB: „Überwältigender Erfolg für die Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“: Rund 64 Prozent der Wähler stimmten für den Plan, das Feld unbebaut zu erhalten. Der Volksentscheid ist erfolgreich, denn auch die 25 Prozent Ja-Stimmen aller Wahlberechtigungen kamen zusammen. Während die Anhänger der Initiative feierten, sprach Stadtentwicklungssenator Müller von einem bitteren Ergebnis.“
  • Klaus Wowereit lernt seine Berliner neu kennen – Tagesspiegel; „Das Berlin-Gefühl, dessentwegen so viele Menschen gerne hier hier leben und immer mehr gerne herkommen, spielt sich eben nicht hinter den eigenen vier Wänden ab. Der Senat hat das nicht verstanden. Er sah den Bau von Wohnungen auf dem alten Flughafengelände als die Lösung des vermeintlich drängendsten Problems an, der Wohnungsnot; doch er übersah dabei, dass die Menschen auch deshalb lieber hier leben wollen als anderswo, weil Berlin so besonders ist. Es gibt eben keine andere Stadt, die mittendrin eine solche Freifläche hat.“
  • Fotostrecke Tempelhofer Feld;

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Claudia am 25. Mai 2014 — Kommentare deaktiviert für Und heute Europawahl…

Und heute Europawahl…

Gestern hatte ich beim Verlassen der Wohnung noch einen letzten Aufruf an der Tür hängen. So im Format Türklinkenhänger wie man sie in Hotels findet: „Wählen Sie die Katze im Sack?“ stand darauf – und auf der Rückseite dann die Positionen der Parteien zu TTIP, dem Freihandelsabkommen, das so viele europäische Errungenschaften gefährdet wie kein Abkommen zuvor. Die GRÜNEN, die LINKE und die PIRATEN lehnen es ab, SPD/CDU/CSU wollen es mit Modifikationen – nun ja, hier in meinem Stadtteil Kreuzberg-Friedrichshain predigt der Flyer zu den Überzeugten.

Je älter ich werde, desto wichtiger wird mir Europa. Umso schmerzlicher empfinde ich auch das verbreitete EU-Bashing: der böse Moloch, das Bürokratiemonster, „die da oben“ mit ihren gut bezahlten Posten… ach je, es ist ermüdend, denn wer so drauf ist, mit dem kann man meist auch nicht mehr sachlich diskutieren. Oft werden nicht mal Unterschiede zwischen dem EU-Parlament und der Kommission gemacht, als wäre das alles eins!

Auch ich kritisiere die EU, z.B. wegen ihrer viele Menschenleben kostenden Asylpolitik. Gleichzeitig arbeite ich in einer Initiative für Geflüchtete und Migranten mit, die auch EU-Gelder für bestimmte Aktivitäten bekommt. Überhaupt prangen an fast jedem etablierten Sozialprojekt irgendwo die EU-Sterne, wenn man auf die Finanzierung schaut. Das aber kommt selten in die Medien, denn es sind die lokalen und nationalen Politiker, die sich solche Dinge ans Revers heften.

Wer ist überhaupt der korrekte Adressat für EU-Kritik? Oft genug verstecken sich die nationalen Politiker hinter „Brüssel“ und verbergen, dass sie es sind, die per Komission oder Parlamentsmehrheit viel Gutes blockieren, was im EU-Parlament durchzusetzen versucht wurde. (Z.B. die Kappung der Agrarsubventionen, damit nicht Mega-Betriebe viele Millionen einstreichen und die kleinen mit Peanuts abgespeist werden. Und selbst die EU-Flüchtlingskommissarin scheiterte an den nationalen Regierungen mit dem Begehr, nach der allgemeinen Empörung über viele Ertrunkene vor Lampedusa doch endlich mehr Flüchtlinge aufzunehmen).

MEHR DEMOKRATIE in Europa – das fordern eigentlich alle und es hört sich gut und sinnvoll an. Das aber ist nur die eine Seite der Kritik-Medaille, man will sich nämlich auch „nicht von den Anderen reinreden lassen“. Und genau deshalb gibt es die Kommission, in der die Nationalstaaten das Sagen haben und vieles blockieren und/oder anders regeln, was im „demokratischen Arm“ Europas, dem Parlament, an Reformbemühungen auf den Weg gebracht wird. In diesem Sinne haben wir auch in Europa genau die „Regierung“, die wir verdienen. Und mit europaweiten Volksabstimmungen wäre dieser Widerspruch nicht etwa aufgelöst.

Ich verstehe jene nicht, die ernsthaft glauben, man müsse wieder zurück zum Nationalstaat – es wäre ein Disaster, auch und gerade für Deutschland.

Aber genug von den Details: heute gehe ich wählen und freue mich, dass das möglich ist. Ich will ein grenzenloses Europa mit gemeinsamem Geld – und gerne hätte ich noch weit mehr Gemeinsames als nur einen „Binnenmarkt“. Nämlich Mindeststandards im Sozialen, bei den Arbeitnehmerrechten, in der Steuerpolitik.

Genug für jetzt – ich bin gespannt auf das Wahlergebnis!

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Claudia am 20. Mai 2014 — 17 Kommentare

Im Netz die Leere

Nur eine Momentaufnahme, ja klar. Manchmal surfe ich so durch die virtuellen „Orte“, lese hier und da mal rein, klicke weiter, suche etwas und finde es nicht. Was ich suche, kann ich gar nicht so genau benennen, vielleicht Inspiration, Berührung, ein inneres Andocken an etwas Positives, das die Freude am Dasein unterstützt. Aber ich finde es nicht, manchmal lange nicht.

Dabei steht doch so viel Geschriebenes herum, auf Lesende wartend, also auch auf mich. Doch das meiste sind Beschwerden, Brandreden, Klagen und Anklagen über Missstände, Katastrophen, Fehlverhalten, traurige Zustände aller Art. Jeder Artikel ein Einblick in eine andere Welt des Unglücks, der Disharmonie, der enttäuschten Erwartungen. Kritik und Sarkasmus wohin man blickt – und ich bin da auch nicht viel besser. Vielleicht mal die Blogs verlassen und in ein „soziales Netz“ schauen? Auf GooglePlus schreibt Stefen Münz:

Ich habe beschlossen, hier in nächster Zeit nicht mehr regelmäßig zu posten. Es ist nix mehr da für guten Output. Was ich brauche, ist neuen Input.

Ach je, auch das noch! Stefans Beiträge und die von ihm angestoßenen Diskussionen waren für mich oft die „letzte Rettung“ auf der Suche nach einem berührenden Gespräch! Irgendwie kommt mir das Web immer leerer vor, trotz des vielen „Contents“. Auch Menachem bemerkt eine „depressive Stimmung“ und hält dagegen, Thinkabout findet noch „magische Momente“ im Fußball, und Susanne (engl) schreibt über „hope“: auch aus einem ungepflegten Blumentopf sprießt neues Leben, auch dieses Jahr wieder.

Immerhin!

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Claudia am 15. Mai 2014 — 3 Kommentare

Die Google-Suche: „XKeyscore light“ für alle? Zum EuGH-Urteil

Ok, lasst unsweiter über Daten und Überwachung in all ihren neueren Erscheinungsforman anhand des aktuellen Urteils des EuGH sprechen. Dazu hab‘ ich sogar mal eine kantige „abweichende Meinung“ zu bieten. Gibts ja auch nicht alle Tage.. :-)

Ein Spanier hatte auf Entfernung von Links zu Zeitungsartikeln geklagt, die seine Pleite vor 16 Jahren (!) beschreiben. Damals hatte es eine Zwangsversteigerung gegeben, doch mittlerweile sei das alles lange vom Tisch. Gleichwohl behindere es ihn in seiner Geschäftstätigkeit als Freiberufler, wenn bei der Suche nach seinem Namen genau diese Artikel auftauchen und Zweifel an seiner Bonität schüren.

Mit der Klage gegen die Zeitung war er gescheitert, das damit befasste Gericht sah die Pressefreiheit offenbar als höheres Rechtsgut an. Daher die – nun erfolgreiche – Klage gegen Google bis zum EuGH.

Der hat wahrlich Pflöcke ingeschlagen in seinem Urteil:
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Claudia am 12. Mai 2014 — 48 Kommentare

Warum wir nicht auf die Straße gehen

Zuerst sei gesagt, dass mir das „auf die Straße gehen“ nicht fremd ist, zumindest nicht im DEMO-Format. Ich gehöre einer Generation an, die ihre weltverbessernden Forderungen auf vielerlei Demonstrationen zu Gehör gebracht hat – und durchaus mit Erfolg. Das war allerdings noch eine ziemlich andere Welt, in der solche möglichst „massenhaften“ Treffen Gleichgesinnter unter freiem Himmel DAS probate Mittel zur Verstärkung politischer Anliegen war. Transparente, Flugblätter (!) und Megaphone waren die Tools der Wahl, die eigene Meinung lautstark zu vertreten – es gab ja kaum andere Möglichkeiten, die uns zur Verfügung gestanden hätten.
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Claudia am 09. Mai 2014 — 17 Kommentare

Warum immer so feindselig? Aus gegebenem Anlass…

Zum Glück ist „immer“ übertrieben: es gibt sie noch, die konstruktiven Beiträge, die weder die Haare in jeder Suppe finden und aufblasen noch Personen oder ganze Gruppen in die Tonne treten. Leider sind sie deutlich in der Minderheit, fast egal, wo man hinschaut, nicht etwa nur in den Kommentarspalten großer Medien, in denen die Post ganz besonders beschissen abgeht.

Ja, ich weiß: only bad news are good news und aus der Anonymität heraus leben Menschen gerne ihre dunkle Seite aus. Sie nutzen das Schreiben, Posten, Kommentieren als Ventil für ihre Aggressionen und Frustrationen, die ganz andere Wurzeln haben als den Text, unter dem sie sich äußern. Das wird man nicht abgestellt bekommen, will man nicht die Anonymität opfern – und das will ich definitiv nicht.
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