Claudia am 09. August 2013 — 4 Kommentare

US-Unternehmer mit Rückgrat: Ladar Levison schließt seinen verschlüsselten Mail-Dienst

Er sei gezwungen worden, eine schwierige Entscheidung zu treffen, meldet Ladar Levison, Eigner des veschlüsselten E-Mail-Dienstes Lavabit, den auch Edward Snowden genutzt hatte. Entweder werde er „Komplize in Verbrechen gegen das amerikanische Volk“, oder er müsse 10 Jahre harte Arbeit an seinem Unternehmen in die Tonne treten und den Betrieb einstellen. Er hat sich für Letzteres entschieden und bedauert, nicht darüber reden zu dürfen, was ihn zu diesem Entschluss bewegt habe. Zwar sichere das das first amendment freie Meinungsäußerung zu, doch habe der Kongress Gesegtze erlassen, die das Gegenteil festsetzen.
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Claudia am 07. August 2013 — 4 Kommentare

Im Kaufhaus – ein Besuch in der Vergangenheit

Heute morgen hat meine Tastatur den Geist aufgegeben. Nichts ging mehr, weder arbeiten noch kommunizieren. Eine neue musste her, und zwar SOFORT. Also raus ins richtige Leben, „bestellen im Internet“ wäre jetzt keine sinnvolle Option.

Meine letzten Tastaturen hatte ich im Abstand von drei Jahren bei KAUFHOF gekauft, der länger schon „Galeria Kaufhof“ heißt. Ein riesiges Kaufhaus hinter dem Ostbahnhof, auf den ersten Blick ganz wie früher: Vier Stockwerke, mehrere Rolltreppen, irgendwo drinnen ein Restaurant, und ja, auch Kundentoiletten. Damit man inmitten der 10.000 Dinge auch findet, was man sucht, gibts schicke beleuchtete Schaukästen neben jeder Rolltreppe, die pro Stockwerk den Weg weisen sollen.

Die große Leere

Mein ungeplanter Besuch fiel auf einen Mittwoch, so kurz nach 11 Uhr Vormittags. Der erste Eindruck: es war unglaublich leer! Im ganzen Erdgeschoss bummelten vielleicht drei bis fünf Leute herum, die nicht offensichtlich zum Verkaufspersonal gehörten. Angesichts der vielen mit einigem Gestaltungsaufwand hin drapierten Waren auf sehr viel Grundfläche wirkte das Ganze fast gespenstisch, ja irgendwie grotesk.

Zunächst suchte ich die Kundentoiletten, die sich laut Leitsystem im ersten Stock befinden sollten. Das ist die Abteilung Damenmoden, voll gestellt mit nach Farbe oder Marke auf Kleiderständer sortierten Klamotten. Über jedem (!) Ständer prangte ein orangenes SALE-Plakat mit Prozent-Zeichen, was meine durchaus vorhandene Bereitschaft, evtl. beiläufig ein T-Shirt o.ä. mitzunehmen, nicht gerade anregte. Wenn ALLES reduziert ist, was soll das dann überhaupt?

Außer mir war noch ein Paar um die 70 auf diesem Stockwerk zu gange, jedenfalls soweit ich das weitläufige Terrain überblicken konnte. Und die Verkäuferinnen, die sich mir gleich zu dritt freundlich zuwandten, weil ich so suchend umher schaute. Die Kundentoilette? Im vierten Stock. Aber das Leitsystem? Oh ja, das müsste mal geändert werden!

Lohnt nicht mehr, dachte ich, sagte es aber nicht laut. Und erinnerte mich an Zeiten, als es schier unmöglich war, in einem solchen Kaufhaus die Aufmerksamkeit einer der wenigen Verkäuferinnen zu gewinnen. Schwer genug, überhaupt eine zu finden, doch war die dann mit Sicherheit beschäftigt oder von einem anderen Kunden belagert. Und immer mieden sie den Blickkontakt…. Und dennoch stand morgens eine mittlere Menge Mensch vor den noch geschlossenen Glastüren und wartete geduldig auf Einlass in die schöne bunte Warenwelt: alles unter einem Dach!

Elektronik-Abteilung? Vorbei…

„Alles“ gibts natürlich schon lange nicht mehr. Keine Möbel, keine Teppiche, keine Werkzeuge, keine Fernseher, Fahrräder und Kühlschränke, sondern hauptsächlich Klamotten, Kosmetik, Schuhe, Bettzeug und Geschirr. Die Abteilung mit PC-Bedarf, Druckern, Tastaturen, DigiCams und Handys war im vierten Stock gewesen, den ich nun – auch wg. der Toilette – ansteuerte. Doch siehe da: Auch diese Warenwelt glänzte nun durch Abwesenheit. Der vierte Stock bot nurmehr einen tunnel-artigen Zugang zum Restaurant, in dem ein Rentner als einziger Gast seinen Kaffee trank. An den Wänden des Gangs lockten Großplakate mit Werbung für das Frühstücksbuffet – aber wer kommt da schon hin, wenn es im 4.Stock gar nichts mehr zu sehen gibt? Dass man die Verkaufsfläche nach Abschaffung des Elektronik-Bedarfs nicht anderweitig nutzt, sondern mit Bretterwänden außer Sicht bringt, lässt tief blicken.

Immerhin fand ich neben dem Restaurant eine Toilette, vor der sich ein wirklich bedauernswerter Angestellter auf einem Stuhl langweilte, wo er die ganze Zeit die Wand anstarren musste. Zu tun gab es ja nichts, doch offensichtlich müssen Leute „beschäftigt werden“, sonst würde man eine so wenig frequentierte Toilette nur gelegentlich von einem Putzdienst checken lassen.

Leicht melancholisch gestimmt verließ ich das unglückliche Warenhaus, dessen endgültiges Ende nicht abzuwenden sein wird. Für ein paar Rentner und die wenigen Anwohner braucht es keinen vierstöckigen Konsum-Palast. Niemand BRAUCHT mehr solche Kaufhäuser, denn es gibt extra Läden für Reiche und Arme, für Schlanke und Dicke, für Bastler und Gartenbedarf, für Möbel, Medien- und Elektronik.

Und „alles unter einem Dach“ (aber WIRKLICH ALLES und noch viel mehr…) hab‘ ich zuhause am heimischen Bildschirm, wenn ich im Netz shoppe.

Die Tastatur hab‘ ich dann in einem Computershop gekauft, bzw. gleich zwei, falls sie mal wieder ausfällt.

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Claudia am 03. August 2013 — 26 Kommentare

Welche Werte teilen wir noch mit den USA?

Immer wieder ist von der „westlichen Wertegemeinschaft“ die Rede, wenn es um das Verhältnis zu den USA geht. Aber was ist davon eigentlich noch übrig?

  • Das „Land der Freien“ (Land of the Free) hat seine bürgerlichen Rechte per Patriot Act dem Streben nach Sicherheit geopfert, über die nun das Heimatschutzministerium wacht.
  • Obwohl klar ist, dass Justizirrtümer geschehen, halten viele Staaten an der Todesstrafe fest, die auch OHNE Verweis auf Irrtümer oder rassistische Diskriminierung in den Anklagen und Urteilsfindungen UNSEREN WERTEN nicht entspricht.
  • Ebensowenig wie die drakonischen Strafen (z.B. 20 Jahre für einen folgenlosen Warnschuss gegen gewalttätigen Ehepartner), die Three Strikes Law und überhaupt die ganze Tendenz, bis zu 2,6% der Bevölkerung in Gefängnisse zu stecken, darunter der größte Anteil Afroamerikaner im Rahmen des martialischen „War on Drugs„.
  • Wobei Strafhaft in den USA oft eher Folter ist als Haft, etwa in Form jahrelanger (!) Isolationshaft in fensterlosen, 8m² kleinen Zellen, ohne frische Luft, ohne natürliches Licht, ohne Fernsehen, Radio oder Bücher. (Dagegen läuft derzeit in 40 Gefängnissen ein Hungerstreik – unsere Leitmedien interessiert das leider nicht, sowas wird nur aus arabischen Ländern gerne gemeldet).
  • Na, und da sind natürlich noch die gezielten Tötungen unter Bruch des Völkerrechts in fremden Ländern, die Drohnenangriffe, sowie das Einknasten von Personen in GUANTANAMO, ohne jegliches Gerichtsverfahren oder die Aussicht darauf.
  • Und nun noch globale Überwachung von allem und jedem, alle 16 „Dienste“ der USA sollen zusammen geführt werden, auf dass durch deren Vereinigte Daten eine riesige Überwachungs-Cloud entsteht – auf die dann alle Behörden und andere „Berechtigte“ bei Bedarf zugreifen können. Wie es ja jetzt schon mittels XKeyScore möglich ist.

Gegen solche Hämmer wirken weitere Seltsamkeiten eher marginal, wie etwa die mangelhafte Vermittlung der Evolutionstheorie in den Schulen oder das kranke Verhältnis zur Nacktheit, das harmlose Kunst aus Facebook et al verschwinden lässt, aber Gewalt und Vergewaltigungen kein bisschen problematisch findet.

Es bleibt die Frage: WELCHE WERTE teilen wir denn noch mit den USA?

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Claudia am 02. August 2013 — 1 Kommentar

Lesetipps: das Beste zum Start des Leistungsschutzrechts

Nun gilt es also, das von Springer herbei lobbyierte Gesetz. Was das für alle Beteiligten ganz konkret bedeutet, führt Till Kreuzer in seinem grandiosen Artikel Leistungsschutzrecht: Willkommen in der Sackgasse“ auf ZEIT ONLINE verständlich und ausführlich aus. Sehr lesenswert!

Der Text ist ein echtes Highlight in Sachen Qualitätsjournalismus, denn es gelingt einerseits, alle, die sich noch nie genauer mit dem Gesetz und seinen Folgen befassen wollten, umfassend zu informieren – ohne zu langweilen, ohne „Fachchinesisch. Andrerseits erfährt man auch als engagierte Debatten-Teilnehmerin von neuen möglichen Fallstricken wie etwa: Was ist mit einer eingebundenen Google-Suche auf der eigenen Webseite?

Unterbelichtet bleibt allerdings die Auswirkung des Gesetzes auf „ganz normale Netznutzer“. Da heißt es lapidar:

„Wer keine Suchmaschine und keinen Aggregator anbietet, ist durch das Leistungsschutzrecht nicht betroffen. Es kann weiterhin gebloggt, verlinkt und zitiert werden – natürlich nur in dem vom Urheberrecht gesetzten Rahmen. „

Wie kann man so blind sein? Immerhin findet ein Großteil der sich per Internet informierenden Bürger/innen über Aggregatoren zu den jeweiligen Artikeln. Wenn hier nurmehr die ganz Großen übrig bleiben, weil die vielen kleinen, oft themenzentrierten Aggregatoren dicht machen müssen, dann empfinde ich das als Einschränkung meiner grundgesetzlich garantierten Informationsfreiheit! Angesichts der Massen täglich erscheinender Artikel ist Aggregation unverzichtbar. Kaum jemand hat mehr die Zeit, die jeweiligen Heimseiten der Medien abzuklappern und zu schauen, was es da Interessantes gibt.

Insgesamt wird im Artikel sehr deutlich, wie krass die Politik hier versagt – auch angesichts angeblich eigener Werte wie das Fördern des Wirtschaftsstandorts Deutschland! Der ist jetzt für alle vermintes Gebiet, die sich in innovativer Weise mit der Sortierung der täglichen Datenmassen befassen wollen. Und dann klagt man wieder, dass aus DE kein neues Google, Amazon, Ebay, Facebook kommt…

Auch zum Thema:

Ergänzungen sind willkommen!

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Claudia am 01. August 2013 — 4 Kommentare

Das Streben nach Sicherheit zerstört Bürgerrechte, Grundgesetze, die Demokratie und große alte Bäume

Grade hatte ich in Sachen „Überwachungsstaat“ wieder etwas Gelassenheit gewonnen. Es kam nicht mehr bei jedem Gedanken daran neue Wut auf. Oder Ekel, gelinde Verzweiflung über die verbreitete Ignoranz vieler Mitmenschen, die meinen, das gehe sie nichts an, sie hätten ja nichts zu verbergen.

Wobei ich glaube – so positiv ist mein Menschenbild immerhin noch – dass diese Ignoranz nicht aus den Köpfen oder Herzen kommt, sondern aus dem Bauch: als psychische Schutzreaktion, um sich nicht selbst als machtlos erleben zu müssen. Zumindest vermute ich das bei allen, die vom Verstand her halbwegs mitvollziehen können, was da abgeht, bzw. sich plötzlich in schmerzhafter Transparenz öffentlich macht.
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Claudia am 24. Juli 2013 — 2 Kommentare

Angesichts der real existierenden Überwachung sämtlicher Kommunikation…

… außer derjenigen „zu zweit allein im Wald“ hab`ich in einem der vorigen Postings schon erwähnt, dass es mir schier (und also im Blog) die Sprache verschlägt angesichts dessen, was da abgeht!

Transparenz kann richtig weh tun, deshalb wird sie nicht nur von „den Herrschenden“ nicht besonders geschätzt. Unzählige Menschen regen sich nicht groß auf, sie haben ja nichts zu verbergen… Aber halt: ich will jetzt nicht nochmal selber versuchen, meine Meinung und Befindlichkeit angesichts #nsa, #prism, sowie allen sonstigen Demokratieverlust-Fakten zu vermitteln. Das kann aktuell ein anderer besser, der sich genau am inhaltlichen Punkt, der mir auf der Seele brennt, zu einem Highlight seines bisherigen Autor- und Blogger-Lebens aufschwingt. Ich hoffe, Ihr habt ein paar Minuten, um das zu lesen:

* Mein Weg zum Ekel

Natürlich wäre meine Wortwahl anders und auch das Einschießen auf konkrete Politiker wäre verhaltener – dennoch: Sascha Lobo beschreibt, wie es einem Netzbürger (und auch einer Netzbürgerin) seit ein paar Wochen ergeht! (Sehr lesenswert auch die Kommentare – die ersten 10 Seiten fand ich schon ziemlich gut, wenn auch mit Ausreissern..)

MIr geht es jedenfalls genau SO.

Und ja, ich meine, es ist an der Zeit, entgegen der eigenen Bequemlichkeit auf die Straße zu gehen:

27.07. #StopWatchingUs – Deutschlandweite Proteste gegen PRISM und TEMPORA

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Claudia am 21. Juli 2013 — 8 Kommentare

BND, Verfassungsschutz, NSA: eine globale Überwachungs-Cloud entsteht

Ist unseren Regierenden eigentlich noch irgend etwas peinlich? Wohl kaum, sonst dürften sie sich derzeit nicht trauen, morgens aus dem Bett aufzustehen! Denn was der SPIEGEL gestern aus Snowdens Infos veröffentlicht hat, widerspricht aufs Schärfste der vorgetragenen Unwissenheit über das Ausmaß an Ausschnüffelei und Überwachung, das man uns zumutet.
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Claudia am 20. Juli 2013 — 2 Kommentare

Vom inneren Frieden oder: wofür es sich zu leben lohnt

Dazu kann ich heut nacht kaum mehr Wesentliches sagen. Dennoch folge ich dem Impuls, ein Kurzposting in die Welt zu schicken. Überhaupt sollte ich Kurzpostings, wie sie bei Sammelmappe zu finden sind, durchaus als akzeptable Form, sich zu äußern, anerkennen und selber nutzen. Es ginge mir besser damit! Und für die Leser_innen wäre es immerhin besser als nichts.

Auf den Titel dieses Beitrags bin ich aufgrund eines Podcasts mit dem Berliner Abgeordneten Christopher Lauer (Piratenpartei) gekommen. Kaum jemand wird so masochistisch sein, sich dieses fast 2-stündige zynische Geplauder über real existierende Politik-Dimensionen anzutun! Ich hab’s phasenweise angehört, im Hintergrund laufen lassen – und bin entsetzt, gleichzeitig aber auch dankbar über die dadurch vermittelte Transparenz. Selbst die neuesten bzw. letzten Hoffnungsträger werden im Politikbetrieb auf eine Weise aufgerieben, die nur die allerabgebrühtesten Karrieristen noch übrig lässt. Und Lauer ist keiner davon, obwohl er das Potenzial dazu hat. Immerhin liest er noch Bücher mit dem Titel „Wofür es sich zu leben lohnt“. Als ehrlich engagierter Pirat ist er fassungslos angesichts dessen, was sich da so als real existierende Demokratie zeigt, innerhalb und außerhalb seiner Piratenpartei.

Ich verstehe seinen Frust. Aber er vergisst etwas Wesentliches: das Volk, die normalen Bürger. Nur von ihnen kann wahre Legitimation und letztlich auch der Lebenssinn für politisch Aktive kommen. Wer davon abhebt und nurmehr auf Parteiquerelen und Presse schaut, hat schon verloren. Oder auch: er ist Teil der Macht, die meint, die Bevölkerung nicht zu brauchen.

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