M a s k e n v e r l e i h a n s t a l t
 
 

Wir -

das sind die Individuen, die in der

Stadt

zusammenkommen. Das alte Stadtbild fußt auf diesem Menschenbild.

Dieses Menschenbild ist untauglich geworden.

Alles ist teilbar, und es kann kein Individuum geben. Nicht nur Atome können in Partikel, ebenso kann alles Mentale beliebig in Teilchen zerstückelt werden, also Handlungen in "Aktome", Entscheidungen in "Dezimdeme", Wahrnehmungen in "Reize," Vorstellungen in "Pixel".

Die Frage, ob man dabei zu guter Letzt auf Unteilbares stößt, ist metaphysisch. Der Mensch kann nicht mehr als ein Individuum, sondern muß im Gegenteil als dichte Streuung von Teilchen angesehen werden: er ist kalkulierbar. Das berüchtigte "Selbst" erweist sich dabei nicht als Kern, sondern als Schale. Es hält die gestreuten Teilchen zusammen, "enthält" sie.

Es ist eine Maske. Daraus folgt, daß die Stadt nicht ein Ort sein kann, an dem Individuen zusammenkommen, sondern sie ist im Gegenteil eine Kerbe in Feldern, wo Masken verteilt werden.

Das Selbst kommt nicht in die Stadt, um zum anderen zu kommen, sondern im Gegenteil:

Erst in der Stadt entsteht das Selbst als das Andere des anderen.


 
 
 
 
 
 


    Aus:
    Die Revolution der Bilder -
    Der Flusser-Reader zu
    Kommunikation,
    Medien und
    Design

 
 


 


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